Heizverhalten optimieren

Auch wenn es theoretisch – vielleicht sogar praktisch – möglich ist seine Heizkörper ganz ohne Thermostate zu fahren, ist dieses jedoch nicht jedermanns Sache. Das Einstellen und austarieren der Heizkurve ist zwar inzwischen kein Hexenwerk mehr und im Internet und bei den etwaigen Heizanlagenherstellern sehr gut beschrieben, aber Einfluss auf die Raumtemperatur möchte man, dieses insbesondere im Hinblick auf immer weiter steigende Energiekosten doch nehmen können.

Eine Smartthermostat gestützte Beheizung des Hauses habe ich schon seit Anbeginn des Automatisierungsprojektes im Einsatz. Mit dem Einbau einer neuen Heizungsanlage im Juli diesen Jahres stehen hier aber nun noch weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Über das bereits beschriebene VitoConnect Modul für Fhem kann man nun via API direkten Einfluss auf die Heizungsanlage nehmen.

Anlagen, welche dieses nicht von Haus aus unterstützen, kann man ggf. mit entsprechenden externen Komponenten nachrüsten. Hier muss man einfach mal recherchieren und sich u.U. mit seinem Installateur in Verbindung setzen. Dieses setzt natürlich voraus, dass dieser auch Lust und Zeit dafür hat ;-).

Am Beispiel einer Vitodens 200 W Gasbrennwertherme mit Solarunterstützung, möchte ich an dieser Stelle kurz die Möglichkeiten einer erweiterten Temperaturregelung vorstellen.

Ausgangssituation

Über die Vitodens App (ViCare App) aus dem Hause Viessmann lassen sich die gewünschten Raumtemperaturen einstellen.

Erstes Problemchen: Hier kann man „nur“ ganze Gradzahlen einstellen. Zwischentemperaturen (.5 etc.) sind nicht möglich. Aber nicht immer möchte man auf dieser Temperatur durchheizen, sondern in Abhängigkeit bestimmter Gebäudezustände wie Abwesenheit etc. geringfügige Anpassungen vornehmen. Und dieses dann im Nachkommabereich.

Was tun?

Gewünscht ist es, ausgehend von der an der Anlage gesetzten Sollraumtemperatur Einfluss auf die an den Thermostaten eingestellte Temperatur auch im Nachkommabereich effizienten Einfluss zu nehmen. Die Temperaturen sollen dabei relativ zu dieser, ich nenne es mal Basistemperatur, berechnet werden.

Hierfür erstellen wir uns im VitoConnect Gerät der FHEM Installation ein entsprechendes Userreading, in welchem wir Temperaturdummies definieren. Diese Temperaturdummies wiederum berechnen, ausgehend von der Basistemperatur, die gewünschten Solltemperaturen.

So sieht das Userreading aus:

NTemp {if (ReadingsNum($name,"Aussentemperatur",21) <= 10) {ReadingsNum($name,"HK2-Solltemperatur_normal",22)} else {ReadingsNum($name,"HK2-Solltemperatur_normal",21)- 1}},
RTemp {ReadingsNum($name,"HK2-Solltemperatur_reduziert",19)},
NTempE {if (ReadingsNum($name,"Aussentemperatur",21) <= 10) {ReadingsNum($name,"HK2-Solltemperatur_normal",22)} else {ReadingsNum($name,"HK2-Solltemperatur_normal",21)-0.5} }

Ntemp ist dabei unsere Normaltemperatur (Wohnräume), RTemp die Absenktemperatur (reduziert) und NTempE unsere erweiterte Temperatur, welche im Grunde der Basistemperatur entspricht.

In Abhängigkeit der Aussentemperatur (gemessen am Aussenfühler der Heizungsanlage selbst), werden die jeweiligen Readings dynamisch gesetzt.

Was passiert: Ist die Aussentemperatur kleiner als 10 Grad, werden die Wohnräume auf Basistemperatur beheizt. Ist die Aussentemperatur größer (also ist es wärmer), werden die Wohnräume auf die „Basistemperatur – 1 Grad“ beheizt.

Die Absenktemperatur übernehmen wir „unangetastet“ und so wie in der Anlage programmiert in das RTemp Reading.

In den Badezimmern sieht es etwas anders aus. Hier hat man es ja gerne etwas wärmer. Hier wird, wieder ausgehend von der Basistemperatur und in Abhängigkeit der Aussentemperatur, der Raum auf „Basistemperatur – 0.5 Grad“ beheizt. Selbstverständlich wäre es nun auch noch möglich, die Grenzaussentemperatur ebenfalls über ein Userreading zu setzen. 😉 Aber an diese Feinheiten machen ich mich erst in den kommenden Monaten.

Hintergrund der ganzen Geschichte ist es, in der Steuerung immer variabel die Einstellungen der Heizung selbst zu berücksichtigen. In der Vergangenheit hatte ich in der Zeitsteuerung der Thermostate immer direkte Werte gesetzt (20 Grad, 21.5 Grad etc.). Dieses hat den Nachteil, dass immer wenn eine Anpassung erfolgte (warum auch immer) jeder einzelne Bereich in der FHEM Konfiguration angepasst werden musste. Nunmehr werden die einzelnen Werte entsprechend durch die erstellen Userreadings ersetzt, welche sich ja dynamisch berechnen.

Jetzt stellt man sich ggf. die Frage, wie die Basistemperaturen in die Heizung gelangen.

Natürlich kann man diese ganz normal über die ViCare App setzen. Ich habe mich aber dazu entschieden, dieses ebenfalls mit einer Automatik zu realisieren. Zur grundsätzlichen Steuerung er Heizung habe ich entsprechende Dummies erstellt. Der erste ist der Heizungsmaster, der 2. der BridgeModus. Erstgenannter schaltet die „gesamte Gebäudeheizungsautomatik“ ein bzw. aus und setzt in diesem Zuge die entsprechende Basistemperatur in der Heizungsanlage (VitoConnect Modul API). Der BridgeModus steuert, in Abhängigkeit des Heizungsmasters, die Temperaturen in den Übergangszeiten (Winter/Frühjahr – Sommer/Herbst). Dieses Verfahren hat sich in den vergangenen Jahren sehr bewährt. In Abhängigkeit der Aussentemperaturen (im Verlauf) schalten diese Dummies inzwischen auch automatisch :-). Grundsätzlich muss man also nichts mehr machen. Das Haus steuert sich im Grunde allein.

Die Heizungshersteller stellen über Ihre smarten Lösungen umfangreiche Möglichkeiten zur Verfügung, welche sich aber, die richtige Gebäudesteuerung vorausgesetzt, noch um einiges optimieren lassen.

Abschliessend noch ein Ausschnitt der Bedienoberflächen im Haus (Tablets), welche mir/uns einen direkten Überblick über aktuellen Heizungswerte (inkl. Solarthermie) liefert:

P.S.: Was es mit dem Kammeraden oben rechts auf sich hat, werde ich in einem gesonderten Beitrag erläutern 😉